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4. Tübinger Seminar
IgA-Nephropathie
Das 4. Tübinger Seminar zum Thema IgA-Nephropathie wurde in Nieren- und
Hochdruckkrankheiten, Jahrgang 23, Nr. 11/1994 (Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle,
München-Deisenhofen) veröffentlicht. Sonderdrucke können von den jeweiligen Verfassern oder
vom Verlag angefordert werden.
Rambausek
, M., Schwarzbeck, A. und Ritz,E.:
Pathophysiologie der mesangialen IgA-Glomerulonephritis.
Die bisherigen Studien zur IgA-Glomerulonephritis deuten darauf hin, daß bei dieser Erkrankung
ein Abfall der Aktivität der Suppressor-lnduktor-T-Zellen, eine verminderte Suppressor-T
Zellfunktion und eine Hyperaktivität von T-Helfer-Zellen vorliegt. Dies führt zur vermehrten
IgA-Produktion und zur vermehrten IgA-lmmunkomplex-Bildung. Möglicherwveise liegt auch
eine Störung der oralen Toleranzentwicklung vor. Für eine genetisch verankerte Prädisposition
zur IgA-Glomerulonephritis sprechen das familiäre Auftreten der Erkrankung und veränderte
Häufigkeit bestimmter HLA-, Komplement- und Immunglobulin-Allele. Der exakte Mechanismus
wie IgA-(Immun?)-Komplexe das glomeruläre Mesangium schädigen ist bislang unklar.
Schlüsselwörter: IgA-Glomennlonephritis - Pathophysiologie.
Schoeppe
, W.: IgA-Nephropathie - Epidemiologie.
Seit der erstmalien Beschreibung einer Krankheitseinheit durch Berger 1965 hat die
zusammenfassende Beschreibung einer rekurierenden Hämaturie und Proteinurie mit vermehrter
Ablagerung von IgA im Mesangium eine Fülle von Daten ergeben, die es ermöglicht, das
Krankheitsbild nach ätiologischen, epidemiologischen und prognostischen Gesichtspunkten
genauer zu charakterisierten. Die Häufigkeit wird zwischen 1,5 und 35% der bioptisch
untersuchten Patienten angegeben mit Gipfelbildung in Japan und Frannkreich, seltener in den
USA und Kanada. Infektionen der Atemwege scheinen häufiger mit einer komplizierenden
IgA-Nephropahtie autzutreten.
Schlüsselwörter: IgA- Ablagerung - ätiologische und epidemiologisch Faktoren.
Risler
, T., Braun, N.: Klinik der IgA-Nephropathie.
Die IgA-Nephropathie imponieren klinisch entweder als geringe Hämaturie mit oder ohne
geringer Proteinurie ohne klinische Symptome oder als intermittierende Makrohämaturie. Etwa
25% der Patienten werden innerhalb der nächsten 15 Jahre niereninsuffizient. Der klinische
Verlauf hängt von der Höhe der Proteinurie, einer begleitenden arteriellen Hypertonie und einer
schon bei der Diagnose bestehenden Niereninsuffizienz ab. Erkrankungen, die als
Makrohämaturien imponieren, scheinen die bessere Prognose zu haben. Die Histomorphologie
gibt weitere Anhaltspunkte für die Prognose. Frauen mit einer IgA-Nephropathie haben eine
vergleichbar bessere Prognose und haben im Falle einer Schwangerschaft nicht mit schweren
Komplikationen zu rechnen.
Schlüsselwörter: IgA-Nephropathie - klinischer Verlauf Risikofaktoren.
Fünfstück
R., Stein G.: Diagnostik der IgA-Nephropathie.
Die IgA-Nephropathie ist durch immunhistologische Ablagerungen von IgA, IgG und
Komplement charakterisiert. Lichtmikroskopisch imponieren diffuse oder fokale proliferative
sowie sklerosierende Veränderungen. Von anderen Glomerulonephritisformen unterscheidet sich
die IgA-Nephropathie hinsichtlich der Ausprägung der klassischen Symptome Hämaturie,
Proteinurie, Hypertonie sowie durch eine typische Konstellation immunologischer Parameter. Als
prädisponierende Erkrankungen zählen Infekte der oberen Luftwege, Entzündungen des
Magen-Darm-Traktes und Allergien. Die Hämaturie mit dem Nachweis dysmorpher Erythrozyten
gilt als frühes Zeichen, jedoch stellt das Auftreten von Akanthozyten kein Diskriminanzmerkmal
zu anderen Glomerulonephritisformen dar. Die Proteinurie ist meisc gering und liegt unter 1
g/Tag; prognostisch ungünstig ist eine unselektive Proteinurie. Die Häufigkeit der Hypertonie
erscheint geringer als bei anderen Glomerulonephritisformen. Als pathogenetisch bedeutsam wird
der Anstieg der IgA-Subklasse - als Hinweis auf eine systemische Immundysregulation -
angesehen. Die diagnostische Bedeutung von monomer und polymer gebundenem IgA in
Immunkomplexen, einer IgA-Rheumafaktoraktivität, von IgG-Autoantikörpern oder von
IgA-spezifischen Antikörpern gegen Oberflächenmoleküle der Endothelzellen ist noch unklar.
Klinische und Laborbefunde sind zur Beurteilung der Aktivität, des Verlaufes und des
Therapieeffektes geeignet. Die Diagnose der Erkrankung kann in eindeutiger Weise bisher nur
durch eine Nierenbiopsie gestellt werden.
Schlüsselwörter: IgA-Nephropathie - Hämaturie - Proteinurie - Hypertonie - Immunologie.
Brass
, H., Schleiffer,Th., Weisbrod,A.: Sekundäre
IgA-Glomerulonephritis - eine Systemerkrankung?
Die IgA-Glomerulonephritis stellt die relativ häufigste Spielart der chronischen
Glomerulonephritis dar. Sie wird in eine primär idiopathische und sekundäre Form unterteilt.
Sekundär kann Koinzidenz bzw. Assoziation nnt einer Primärerkrankung oder unterschiedliche
Expressivität ein- und derselben Immunprozesse bedeuten. Eine Vielzahl von Primärläsionen
können von einer IgA-GN begleitet oder gefolgt sein. Der komplexe systemische Charakter dürfte
zu einer schlechteren Prognose gegenüber der reinen primären IgA-GN führen. Das
Verteilungsmuster primärer zu sekundärer IgA-GN wird zum Teil durch das Lebensalter (bei
Kindern z. B. sehr hoher Anteil von Purpura Schönlein-Henoch) und den Charakter des klinischen
Krankengutes determi- nien - nicht zuletzt durch die Indikation zur Nierenbiopsie, die wir bei
aktiven Verläufen großzügig stellen. Wir fanden so 30 Fälle (26%) von sekundären Formen bei
117 durch Biopsie histologisch gesicherten IgA-Glomerulonephritiden.
Scblüsselwörter: Sekundäre IgA-Glomerulonephritis Systemerkrankungen - Konnektovaskulitis -
Vaskulokonnektivitis -Autoimmunprozeß.
Gröger
, U., Herth, F., Brunkhorst, R., Kühn, K.: Sekundäre
IgA-Nephropathie bei Leberzirrhose.
Berichte über eine sekundäre IgA-Nephropathie bei Lebenirrhose beruhen vor allen Dingen auf
dem Nachweis mesangialer IgA- Ablagerungen bei Leberzirrhose-Patienten. Die Angaben darüber
sind in der Literatur unterschiedlich. In den vorliegenden Untersuchungen wurde bei 26 Patienten
mit äthyltoxisch bedingter Leberzirrhose, 35 Patienten mit posthepatitischer Leberzirrhose im
Vergleich zu einer Kontroll-Gruppe von 18 Patienten mit primärer IgA-Nephropathie und einer
weiteren Kontroll-Gruppe von 12 Patienten mit benigner monoklonaler IgA-Gammopathie
untersucht, wie hoch die Inzidenz einer klinisch faßbaren sekundären IgA-Nephropathie bei
Leberzirrhose-Patienten ist. Während sich in der Kontróll-Grtnppe mit erhöhtem Serum-lgA
(monoklonale IgA-Gammopathie) bei keinem Patienten ein Hinweis auf eine glomeruläre
Erkrankung ergab, fanden sich in der anderen KontrollGrtnppe mit primärer IgA-Nephropathie
zum Zeitpunkt der Untersuchung bei 15 von 18 Patienten klinisch (Mikrohämaturie, Proteinurie)
Belege für das Uorliegen einer Glomerulopathie. Dagegen fand sich in dem Kollektiv von 36
Patienten mit posthepatitischer Leberzirrhose bzw. -fibrose nur bei einem Patienten ein sicherer
Hinweis für das Uorliegen einer klinisch relevanten IgANephropathie. Im Kollektiv von 26
Patienten mit äthvltoxischer Leberzirrhose ergaben sich bei 3 Patienten klinische Hinweise für das
Vorliegen einer solchen sekundären glomerulären Erkrankung. Die Ergebnisse lassen den Schluß
zu, daß die klinische Inzidenz einer sekundären IgA-Nephropathie bei Leberzirrhose-Patienten
gering ist, selbst wenn morphologisch sich in einem höheren Ausmaß mesangial
IgA-Ablagerungen nachweisen lassen.
Schlüsselwörter: Äthyltoxische Leberzirrhose - posthepatitische Leberzirrhose -
IgA-Nephropathie - Serum-lgA - monoklonale IgA-Gammopathie
Heering
, P., Bach, D., Niederau, C., Grabensee, B.:
Funktionelle Reservekapazität bei Patienten mit einer
IgA-Glomerulopathie.
Wir untersuchten die renale Funktionsreserve bei Patienten mit einer IgA-Nephropathie zur
Klärung eines möglichen Zusammenhanges mit der Progression der Nierenerkrankung. Untersucht
wurden 24 Patienten mit einer IgA-Nephropathie und einem Serum-Kreatinin <2,5 mg/dl. Bei 16
Patienten bestand eine arterielle Hypertonie; diese Patienten wurden randomisiert und einer
antihypertensiven Therapie mit einem ACE- Hemmer (Gruppe 2; Coversum, Perindopril, Fa.
Servier) bzw. einem Kalziumantagonisten (Gruppe 3; Nifedipin) zugeteilt. Unter einer
parenteralen Aminosäurebelastung stieg die C von 67 +- 12 auf 86 +- 13 ml/min/1,73 m2 and (p
<0.05), die CPAH Stieg von 488 +- 19 auf 522 +- 27 ml/mini/1,73 m2 (p <0,05) an. Hierbei
konnte eine signifikante Korrelation von r = 0,9 (t = 9,3, p <0,0001) zwischen der basalen GFR
und dem prozentualen Anstieg der GFR nachgewiesen werden. Bei Analyse der einzelnen
Patienten konnze eine Zunahme der GFR nur nachgewiesen werden, wenn die GFR 75
mlmin/1,73 m2 übertraf. Unter Therapie mit Perindopril (n = 8) stieg die GFR von 66,3 +- 10,9
auf 67,1 +- 10,7 ml/min an (NS), unter Therapie mit Nifedipin (n = 8) stieg die GFR von 75,6 t
10,8 ml/min auf 78,4 +- 10,5 ml/min an (NS). Der Einsatz von Perindopril und Nifedipin führte
nicht zu einer Verschlechtertnng der GFR, eine pharmakologische Beeinflussung der renalen
Funktionsreserve konnte nicht beobachtet werden.
Schlüsselwörter: IgA-Glomerulopathie - arterielle Hypertonie - renale Funktionsreserve -
Perindopril - Nifedipin.
Grupp
, C.T., Franz, H.-E., Dworsky, C., Keller, F.:
Symptomatische Therapie der IgA-Nephritis.
Die mesangioproliferative Glomerulonephritis vom IgA-Typ ist eine der häufigsten idiopathischen
Glomerulonephritiden beim Erwachsenen. Sie weist sehr unterschiedliche Verlaufsformen auf, im
allgemeinen gilt ihre Prognose als relativ benigne, ca. 20-30% der Patienten sind jedoch 20 Jahre
nach Diagnosestellung dialysepflichtig. Neben der Frage, welche Patienten überhaupt einer
Therapie bedürfen, stellt sich die nach der Art der Therapie. Im olgenden sollen mögliche
symptomatische Therapieansätze bei der IgA-Nephritis erörtert werden. Zu empfehlen ist
insbesonders eine konsequente antihypertensive Therapie, wobei ACE-Hemmer das Mittel der
Wahl darstellen. Dagegen bewirken Maßnahmen mit dem Ziel der Reduktion (Tonsillektomie)
oder Modulation von Serum-lgA bzw. IgA-lmmunkomplexen möglicherweise eine Reduktion von
Symptomen wie Makrohämaturie, überzeugende Daten zur Beeinflussung der Progression liegen
diesbezüglich jedoch nicht vor.
Schlüsselwörter: Immunglobulin A - IgA-Nephropathie - ACE-Hemmer - Tonsillektomie.
Braun
, N.: Immunsuppressive Therapie bei IgA-Nephropathie.
Die Therapie der primären IgA-Nephropathie ist trotz zahlreicher Untersuchungen bis heute
umstritten. Neben rein supportiven Maßnahmen, wie Blutdruckkontrolle, diuretische Therapie
und Diätempfehlungen, wurden in der Vergangenheit verschiedene immunsuppressive Konzepte
mit unterschiedlichem Erfolg erprobt. Hauptproblem in der Beurteilung der Effektivität einer
immunsuppressiven Therapie stellt die geringe Fallzahl der Studien dar. Mittels Meta-Analyse
aller verfügbaren retro- und prospektiven Studienergebnisse seit der Erstbeschreibung der
Erkrankung bis heute wurde die Frage, ob eine immunsuppressive Therapie generell eine günstige
Wirkung auf die Urineiweißausscheidung und die Nierenfunktion hat, untersucht. Während sich
eine signifikante Senkung der Proteinurie bei Patienten mit IgA-Nephropathie und großer
Proteinurie durch eine immunsuppressive Behandlung findet, kann dies für die Mehrzahl der
Patienten mit nur geringer Proteinurie nicht gezeigt werden. Eine immunsuppressive Therapie hat
im Vergleich mit einer supportiven Therapie keinen Einfluß auf den Verlauf der Nierenfunktion.
Schlüsselwörter: IgA-Nephropathie - Glomerulonephritis - Therapie - Immunsuppression -
Kortikosteroide - Cyclophosphamid - Chlorambucil - Azathioprin - Cyclosporin A -
Meta-Analyse.
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